Geistlicher Impuls


Lars Löwensen
 

Nach Hause

Impuls zum Monatsspruch März 2023

„Bei einer Bahnfahrt saß ich neben einem jungen Mann, der sehr bedrückt wirkte. Nervös rutschte er auf seinem Sitz hin und her, und nach einiger Zeit platzte es aus ihm heraus: Dass er ein entlassener Sträfling sei und jetzt auf der Fahrt nach Hause. Seine Eltern waren damals bei seiner Verurteilung tief getroffen, sie konnten es nicht fassen, ihr eigener Sohn! Im Gefängnis hatten sie ihn nie besucht, nur manchmal einen Weihnachtsgruß geschickt. Trotzdem, trotz allem, hoffte er nun, dass sie ihm verziehen hätten. Er hatte ihnen geschrieben und sie gebeten, sie mögen ihm ein Zeichen geben, an dem er, wenn der Zug an der kleinen Farm kurz vor der Stadt vorbeiführe, sofort erkennen könne, wie sie zu ihm stünden. Hätten sie ihm verziehen, so sollten sie an dem großen Apfelbaum an der Strecke ein gelbes Band anbringen. Wenn sie ihn aber nicht wiedersehen wollten, brauchten sie gar nichts zu tun. Dann werde er weiterfahren, weit weg.
Als der Zug sich seiner Heimatstadt näherte, hielt er es nicht mehr aus, brachte es nicht über sich, aus dem Fenster zu schauen. Ich tauschte den Platz mit ihm und versprach, auf den Apfelbaum zu achten. Und dann sah ich ihn: Der ganze Baum – über und über mit gelben Bändern behängt. Da ist er, flüsterte ich, alles in Ordnung. Er sah hinaus, Tränen standen ihm in den Augen. Mir war, als hätt‘ ich ein Wunder miterlebt. Und vielleicht war’s auch eins.“ („Nach Hause“ aus: Typisch! – Kleine Geschichten für andere Zeiten, Andere Zeiten e.V. 2005)

Wie viel hält menschliche Liebe eigentlich aus? Diese Frage ist nur schwer theoretisch zu beantworten. Es hängt oft nicht nur von den handelnden Personen, sondern oft auch von den Umständen ab. Dingen, die gesagt oder getan werden. Wir wissen nicht genau, was der junge Mann getan hat. Hat er seine Eltern aufrichtig um Vergebung gebeten? Hat er die möglichen Opfer um Vergebung gebeten? Das alles ist dem Erzähler der Geschichte nicht wichtig. Er stellt vielmehr staunend fest, dass die Liebe und die Zuneigung der Eltern zu ihrem „gefallenen“ Sohn letztlich größer, viel größer ist, als er oder andere Umstehende es erwartet hätten! Aber diese Liebe kann der junge Mann nicht einfordern. Das weiß er. Und er wäre unter anderen Umständen wahrscheinlich weitergefahren. Sicher nicht, ohne sein Zuhause in Zukunft zu vermissen.
Zum Glück hat die Liebe der Eltern, so lese ich jedenfalls die Geschichte, das Trennende letztlich überwunden und sie konnten vergeben.
Paulus fragt im Römerbrief einmal: „Was kann uns von Christus und seiner Liebe trennen? Etwa Leid, Angst oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder gar die Hinrichtung?“ Nur um die Frage einige Verse weiter im Brustton der Überzeugung selbst zu beantworten: „Ich bin zutiefst überzeugt: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen – nicht der Tod und auch nicht das Leben, keine Engel und keine weltlichen Mächte, nichts Gegenwärtiges und nichts Zukünftiges und auch keine andere gottfeindliche Kraft. Nichts Über- oder Unterirdisches und auch nicht irgendetwas anderes, das Gott geschaffen hat – nichts von alledem kann uns von der Liebe Gottes trennen. In Christus Jesus, unserem Herrn, hat Gott uns diese Liebe geschenkt.“
Ich lese diesen Text gerne bei Beerdigungen als Hoffnungstext. Denn hier fasst Paulus für mich die Hoffnung für unser Leben, aber auch über unser Leben hinaus zusammen. Die Liebe Gottes begleitet und trägt uns unser Leben lang. Sie motiviert uns, in der zwischenmenschlichen Liebe manchmal auch über uns hinauszuwachsen. Sie verspricht aber auch, dass diese Liebe mit dem Tod nicht aufhört. Mehr ist nicht zu sagen: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? (Römer 8,35) – Nichts!

Lars Löwensen
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Letzte Änderung: 20.03.2023
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